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Montag, 28. April 2014

Von der Stadt auf die Schafsfarm in Jerdacuttup

Die ersten Tage in Perth konnten wir zum Glück bei Bekannten von einer Bekannten schlafen, die ich selbst noch nie kennen gelernt habe :) Aber in Australien ist es, wie ihr ja mittlerweile wisst, alles etwas unkomplizierter und so konnten wir uns für einige Nächte die Hostelkosten sparen. Wir guckten uns Perth etwas an und waren auch in dem alten Roundhouse, welches früher ein Gefängnis war und heute als Museum dient. Perth gefällt mir richtig gut und auch die Strände sind wirklich traumhaft!
Wir lagen aber nicht nur auf der faulen Haut und so haben wir uns gleich wieder auf Jobsuche gemacht. Nach drei Tagen dann kam der Anruf von James. Schon am Telefon war mir klar, dass es mal wieder ein Abenteuer werden würde. Er klang etwas verwirrt aber trotzdem liebenswürdig. Gleich packten Katha und ich unsere Rucksäcke, denn schon am nächsten Morgen um 08:00 Uhr sollte der Bus losfahren... auf ins Ungewisse, wer weiß, was uns dort wieder erwarten wird.

Nächster Stopp: Jerdacuttup
Die Busfahrt dauerte ca. 7 Stunden und James war pünktlich, um uns an der Bushaltestelle mitten im Nirgendwo abzuholen. Dabei hatte er seine zwei super süßen Hunde Smokie und Ned Kelly den 3. :) (Ihr könnt ja mal nach Ned Kelly googlen. Ist ein wichtiger Teil der australischen Geschichte).





Nach einer kurzen Autofahrt kamen wir auch schon auf James Farm an.
Eigentllich bewirtschaftet und verkauft er hier Getreide, doch da die Saison schon vorbei war, wurde es Zeit, sich um seine mehr als 1000 Schafe zu kümmern.Wir sollten erstmal zugucken, was die zwei anderen Jungs, die noch da waren, so machen. Yann und Marius mussten den Schafen die Ohren "piercen" bzw. markieren. Dies passierte auf eine etwas ekelige Art, denn die Arbeitsgeräte waren nicht die besten. Mit einer Art Stanze wurde den Schafen ein Loch in die Ohren gemacht und dann musste man, mit etwas Gewalt, Plastikmarker durch die Löcher schieben; blutige Angelegenheit! Den Schafen hat das ganz und gar nicht gefallen und Katha und ich mussten auch erstmal kurz schlucken. Anschließend wurde den Schafen noch ein Stück vom Ohr rausgeknippst. "Hey Mädels, wollt ihr auch mal?" Ich hätte am liebsten laut "NEIN, bist du verrückt!" geschriehen aber da man nach Arbeitseinsatz und nicht fürs Rumstehen bezahlt wird sagten wir zu.
Oh mein Gott, das arme Schaf! Ich wusste nicht, wem es mehr weh tut, mir oder dem Schaf. Naja Augen zu und durch und so piercten wir ein Schaf nach dem Anderen. In der Zwischenzeit schnitt James den Schafen auch noch die Schwänze ab und bat uns anschließend die Schwänze einzusammeln. Ja, sehr lecker, wie ihr euch vorstellen könnt. Das sollte für den ersten Tag reichen und so fuhren wir zusammen mit Yann und Marius zu unseren Häusern, wo wir die nächsten Tage wohnen sollten.
Gleich am nächsten Tag ging es beirets um 07:00 Uhr weiter. Die restlichen Schafe mussten markiert werden und anschließend auf die Weide zum Trinken getrieben werden.
Das war eine spaßige Angelegenheit, als wir mit dem Jeep über die Felder gerast sind :)
Am Montag mussten die Schafe dann zum Schären gebracht werden. Dafür wurden einige der Schafe blau markiert und sonntags hieß es dann, die blau markierten Schafe von den nicht markierten Schafen zu trennen. Tja, da steht man dann vor einem Haufen wild mähender Schafe, na dann mal rein ins Getümmel. "Steffi, da ist ein blaues Schaf!" Wie eine Bekloppte habe ich mich dann auf das Schaf geschmissen und zusammen mit Katha versucht es zu Fall zu kriegen. Nachdem das Schaf, mit uns auf dem Rücken hängend, seine Runden gedreht hat, konnten wir es endlich an den Läufen packen und über den Zaun wuchten. Okay, ein Schaf wäre geschafft, fehlen nur noch ca. 200 :D Der Staub wurde aufgewirbelt und teilweise konnten wir nichts mehr sehen. Staub und Dreck saßen uns in jeder Pore und sogar in den Augen aber die Arbeit musste weiter gehen und so kniffen wir tapfer unsere Arschbacken und Augen zusammen, um die letzten Schafe einzufangen. Endlich geschafft, was für eine Arbeit aber gleichzeitig hat es auch unglaublich Spaß gemacht! Kennt jemand McLeods Töchter? Genauso hab ich mich dabei gefühlt :)
Die Schafsarbeit war erledigt, nun warteten andere Aufgaben auf uns: Zäune abreißen. James Farm war einfach riesig und so mussten wir immer mit dem Jeep zu unserer jeweiligen Arbeitsstelle fahren. Die nächsten Tage werden wir also damit beschäftigt sein, Zäune abzureißen, Zäune soweit das Auge reicht. Es war keine leichte Aufgabe und das Wetter spielte auch nicht so richtig mit aber wir taten unser bestes. So bunden wir beim ersten Zaun Drahtseil für Drahtseil ans Auto, damit wir es irgendwie aus der Erde bekommen, um es anschließend aufzuwickeln. Habt ihr schonmal versucht meterlangen Draht aufzurollen?! Ganz schön wiederspenstig dieses Mistzeug und so so sahen am Ende auch unsere Beine aus, völlig zerkrazt und blutig.
Die Fliegen haben sich gefreut. Für den ersten Zaun brauchten wir ca. 1 1/2 Tage, den zweiten schafften wir dann an einem Tag und den dritten auch an einem. Ganz stolz riefen wir James an, um ihm zu sagen, dass wir fertig sind. Er war froh und so kam er am nächsten Tag, um sich das Ganze anzusehen. Wir hätten etwas mehr Freude in seinem Gesicht erwartet aber als er dann gesagt hat, dass der letzte Zaun, den wir abgerissen haben der falsche war, verging auch uns ganz schnell das Lachen. Dabei haben wir ihn vorher extra noch gefragt aber er faselte nur etwas von "Ja ja, correct, the south easterly fence".
Nun war es zu spät, der Zaun war weg und James kämpfte mit Stimmungsschwankungen, wobei "fuck" sein Lieblingswort war :) James: "fuck fuck fuck... anyway, it's not too bad. Fuck it's really bad! I don't have a border anymore, fuck! I can't tell my wife, fuck! Anyway, I don't mind. Ah fuck off!" Wir waren sprachlos, doch gleichzeitig mussten wir uns auch etwas über ihn amüsieren. Unser alter Chef Roberto von der Basilikumfarm hätte uns wahrscheinlich den Kopf abgerissen und mit Basilikum ausgestopft :D
Wir hatten Glück und durften trotzdem weiter arbeiten. Am nächsten Tag wartete schon der nächste Zaun auf uns, bei dem wir Unterstützung von den Jungs bekommen haben. Leider verlief es diesmal auch nicht ganz "Unfallfrei" und so plätteten die Jungs einen Traktor Reifen. Diese kleinen Pannen bekamen wir dann leider auch bei der Lohnauszahlung zu spüren, denn James hat jedem einfach 10 Arbeitsstunden abgezogen. Trotz der Unfälle bestand James immer wieder darauf, dass wir auf seiner Farm ein Abenteuer erleben sollten und so nahm er uns mit, um Emus zu jagen und er zeigte uns einen der größten Traktoren der Welt. Auf der wilden Fahrt über die Felder, haben wir noch einen großen Adler und sein Nest gesehen. So nah war ich noch nie an einem frei lebenden Adler. Unser James war schon ein lieber Kerl und so durften Katha und ich auch beim Yabbie (Krebse) fangen und köpfen dabei sein. Eine ganze Kühlbox voll haben wir gefangen und sie mussten alle lebendig entschwänzt werden.
Dabei musste man aufpassen, dass einem die kleinen Viecher nicht in den Finger zwicken. Katha hat eine schöne Tanzeinlage eingelegt, als sie plötzlich eines dieser lieblichen Tierchen am Finger hängen hatte! Sie ist wirklich nicht zimperlig aber das muss anscheinend sehr weh getan haben :) Die eklige Arbeit hat sich gelohnt und so gab es am Abend ein leckeres (Krebs) Essen. Die Zeit auf der Farm verging wie im Flug und so ging es für mich und Katha schon bald wieder zurück nach Perth. Die Arbeit bei James hat uns so manches Mal Überwindung gekostet. Nichts desto trotz hatten wir eine Menge Spaß und konnten wieder einiges an Erfahrungen sammeln und beweisen, dass auch Frauen ordentlich mit zupacken können!





Ein paar Ameisen im Spühlmittel:



Der Adler:


Da kommt ein Gewitter auf:


Ausflug mit Yann und Marius:











Montag, 7. April 2014

Perth - No risk no fun oder "das hätte auch teuer werden können"

Nächstes Ziel: Auf nach Perth. Mehr als 3000Km liegen vor uns und die Nullabor Plain aber dazu später mehr.

Nach einigen Tagen Internetrecherche sind wir dann auf ein Angebot gekommen, das sich Relocation nennt. Dabei bringt man Autos von Autovermietungen von A nach B, wenn z.B zu viele Autos an einem Standort stehen, da viele Leute nur "One Way" fahren wollen. Man meldet sich dann im Internet für eine Relocation an und wenn man Glück hat haben sie auch ziemlich schnell etwas für einen dabei. In unserem Fall, gleich am nächsten Morgen. Für nur 1$ pro Tag bekommen wir einen Camper zur Verfügung gestellt, der innerhalb von sechs Tagen in Perth sein muss. Dazu gibt es noch 250$ Spritgeld oben drauf. Hört sich doch super an oder?! Mit irgendwas will das Unternehmen auch ihr Geld verdienen, also haben sie uns gefragt, ob wir eine extra Windschutzscheiben und Reifen Versicherung abschließen wollen. Wenn wir es nicht tun und es passiert etwas, verlieren wir unsere 1000$ Sicherung und müssen evtl. noch weitere anfallende Kosten übernehmen. Spritgeld bekommen wir dann übrigens auch nicht mehr. Wozu brauchen wir schon eine Versicherung, ist doch bis jetzt immer alles gut gegangen! No risk, no fun. Immerhin sind wir Backpacker und versuchen jeden extra Cent zu sparen, also lehnten wir die Versicherung ab.
Ob alles gut gegangen ist wollt ihr wissen? Dazu später mehr :)


Wir haben uns bei Apollo für eine Relocation angemeldet und hätten fast mit jedem Auto gerechnet aber nicht mit diesem riesen Luxus Ding (Für uns war es Luxus, es hatte sogar eine Dusche, Kühlschrank und TV) Wir sind noch nie so einen großen Wohnwagen gefahren... Naja die Strecke ist ja lang genug um sich dran zu gewöhnen :) Ganz stolz haben wir unser Gefährt entgegen genommen und sind Richtung Freeway gefahren. Die Straßen kamen einem plötzlich so klein vor und die Gewissheit, dass wenn auch nur ein Kratzer an dieses Ding kommt, verlieren wir unser ganzes Geld, war nicht gerade sehr beruhigend! Aber wie sagen die Australier so schön "don't worry, mate!". Also raus aus den Sorgen und rein ins Leben :)

Fühlt sich schon toll an, in so einem großen Auto hinterm Steuer zu sitzen. Mit unserer "Adelaide nach Perth Roadtrip" Musik auf den Ohren ging es am ersten Tag entspannt in Richtung Nullabor Plain.

Nullabor Plain:
 "Die Nullarbor-Ebene, auch als Nullarbor-Wüste bezeichnet (von lat. nulla arbor‚ kein Baum‘), ist eine flache, weit ausgedehnte Karstwüste im südlichen Australien direkt an der Großen Australischen Bucht. Sie ist mit rund 200.000 Quadratkilometern das größte Stück Kalkstein der Welt.

Ein Teil der Autostrecke ist mit 146,6 km die längste völlig gerade befestigte Straße in Australien."--> Informationen von Wikipedia

Durch die Nullabor Ebene zu fahren ist wirklich sehr ermüdend. Es gibt endlose Straßen und weit und breit nichts außer viel Sonne, Fliegen und karge Landschaften. Es kommen einem nicht viele Autos entgegen außer riesen große Roadtrains. Das sind LKWs, die teilweise bis zu 40 Meter und noch länger sind. Tja und leider wurde uns einer dieser Roadtrains zum Verhängnis. Ihr wisst ja, dass wir keine Windschutzscheiben Versicherung abgeschlossen haben?! Das hätten wir besser machen sollen! Als wir an einem der riesen LKWs vorbeigefahren sind, hat er Steine mit aufgewirbelt und ZACK, da flog uns son Ding in die Scheibe! Noooooooooiiiiiiin... das kann doch jetzt nicht wahr sein! Das ist ein schlechter Witz. Der Steinschlag in unserer Scheibe war so riesig und mitten im Blickfeld, das musste den Leuten bei Apollo doch 100% auffallen! So ein Mist. Wir haben eh schon kein Geld und jetzt auch noch 1000 $ verlieren und keinen cent Spritgeld zu bekommen wäre das Ende!

Beinahe hätten wir in unserer Verzweiflung einfach die Scheibe austauschen lassen, aber auch das wäre mehr als auffällig gewesen :D Naja, Kopf hoch und das Beste hoffen, viel tun können wir ja jetzt auch nicht.




Der Weg durch die Nullabor Plain ist wie gesagt sehr lang, also haben wir dann eine Nacht mitten in der Pampa geschlafen. Ein bisschen mulmig war uns schon. Wer weiss, was sich nachts so alles da rumtummelt. Wahrscheinlich nichts aber im Kopf denkt man sich ja wildesten Sachen aus.






 
Am nächsten Tag ging es dann weiter zur 90mile straight street, Australiens längster geraden Straße. Da muss man schon aufpassen, dass man nicht einschläft. Am Straßenrand hat man öfter Wracks von alten Autos gesehen, die anscheinend einfach dort stehen gelassen wurden nach dem Unfall. Vielleicht um andere Autofahrer zu warnen?!






 







































Die Straßen waren so leer, da kann man schonmal eine Foto Pause mitten auf dem Highway einlegen :)










Nach etlichen weiteren Kilometern, kamen wir dann endlich zur Grenze zu Western Australia. Dort führen sie Kontrollen durch. Man darf kein Obst, Gemüse, Käse und so weiter dabei haben. Leider haben sie unsere Zwiebeln entdeckt, die wir versucht haben mit rüber zu schmuggeln.


Noch 1462 km bis nach Perth.



Endlich fing sich die Natur wieder etwas an zu ändern und so kamen wir dem Meer mal wieder etwas näher.




Bei einem Versuch ganz leise und unauffällig in einem Wald bei Walpole zu übernachten, machte uns unser geliebter Camper leider einen Strich durch die Rechnung! Zuerst ging unser Feueralarm an, beim Versuch im Auto zu kochen und dann jaulte auf einmal unsere Alarmanlage los. Warum auch immer. Panisch guckten wir uns an und versuchte diesen Lärm auszumachen. Bis man da aber erstmal den Schluessel gefunden hat vergeht natürlich etwas Zeit und so wusste wahrscheinlich jeder Parkranger weit und breit, dass wir da sind.

Am nächsten Morgen und zwei Autoalarme später, ging es dann zum Treetop Walk in Walpole. Wir haben jedoch nur den Spaziergang durch den Wald gewählt, da der Tree Top Walk zu teuer war. 







wovor man alles aufpassen muss auf Australiens Straßen















Nach aufregenden 6 Tagen sind wir dann in Perth angekommen. Mit grossem Zittern fuhren wir bei Apollo auf den Parkplatz, um unseren geliebten Camper abzugeben. Immer mit der Angst im Kopf, dass wir gleich eine Menge Geld bezahlen werden, da ja leider immer noch der riesige Steinschlag auf unserer Scheibe lachte. Augen zu und durch. Die Dame am Empfangsschalter fragte uns, ob alles okay wäre mit dem Auto und wie unser Roadtrip war oder ob es Probleme gab. Probleme? Neeeiiiin, alles super! Keine Probleme! An unserer Gesichtsfarbe hätte sie schon erkennen können das wir lügen.
Gleich mit zwei Leuten gingen sie dann raus, um das Auto abzunehmen. Katha und ich konnten gar nicht hingucken und so warteten wir drinnen. Nach ein paar Minuten kamen sie dann wieder rein, lächelten uns an und sagten, dass alles in Ordnung sei. WAS, ehrlich?! Euhm. Super, dann nichts wie weg hier!! Lauf Katha! Ganz schnell machten wir uns aus dem Staub und waren froh, dass wir mit einem blauen Auge davon gekommen sind! Das war Anspannung pur und beim nächsten Mal waren wir uns sicher, dass wir die Windschutzscheiben Versicherung nehmen würden! So viele Sorgen wegen einem Steinschlag können doch auf die Stimmung drücken.

Ende gut alles gut und so konnten wir Perth in aller Ruhe geniessen.








Wir waren uns sicher, dass in Perth schon die nächsten unfassbaren Geschichten auf uns warten werden :)